In der Performance „Strength of a Woman“ von Vulvae befassen sich die Darstellerinnen multidimensional mit dem Thema Gewalt gegen Frauen. Dabei stellen sie die manifestierte Stärke der Frau in den Mittelpunkt, die sich trotz ihr entgegengebrachter Gewalt entwickelt hat. Die Performance fand anlässlich des Internationalen Weltfrauentages am 8. März 2018 in Berlin statt.
Die Gesichter der Performerinnen wurden von der in Berlin lebenden Künstlerin Quinto bemalt. Quinto positioniert sich im queeren intersektionalen Feminismus, der in ihren Arbeiten Ausdruck findet. Ihre fiktiven Menschen spielen mit Gendernuancen und widerspiegeln kämpferische und zugleich verletzliche Charaktere. Fernab von gesellschaftlichen Normen durchbrechen sie Grenzen und stellen Identitätskategorien in Frage.
Die Performerinnen stammen aus unterschiedlichen Kulturen und haben unterschiedliche Staturen, Haut- und Haarfarben. Sie stehen für die Diversität und Einzigartigkeit der Frau, die in gesellschaftlichen Schönheitsidealen so oft nur auf ein bestimmtes Maß und eine bestimmte Körperform reduziert wird.
Mit Quintos Zeichnungen vereinen sich die unterschiedlichen Darstellerinnen und zeigen Stärke. Die Zeichnungen, geprägt von harten, sich brechenden Linienführungen, kräftigen Kanten und dunklen Konturen, lassen die nach klassischem Verständnis weiblichen Gesichtszüge nahezu verschwinden. Das weibliche Prinzip, oft als emotional, formlos und passiv bezeichnet, wird damit überschrieben und in Frage gestellt. Denn so wie jeder Mensch sowohl aus X‑, als auch aus Y‑Chromosomen besteht, so gehört es auch zu uns Frauen, kämpferisch, zielgerichtet und aktiv zu sein.
Die Verletzungen in den genderneutralen Gesichtern, gestaltet von der Künstlerin Natrix Natrix, zeigen zudem, dass Gewalt gegen Frauen auch Gewalt gegen die Gesellschaft ist – und nicht nur Frauen betroffen sind.
Vulvae steht ein für eine gerechte Gesellschaft, in der das biologische Geschlecht kein Bewertungskriterium mehr ist.
Die Performance „Feel the V“, eine am eigenen Leib spürbare Installation, wurde erstmals im Juni 2017 im Rahmen des Festivals „Hedoné Seminar“ in Garbicz, Polen präsentiert. Die aus Stoff gefertigte, mit 450 Litern Styroporkugeln und Kissen gefüllte dreidimensionale Nachbildung der Anatomie des weiblichen Geschlechtsorgans dient als Medium und Tor zu einer ganz persönlichen Auseinandersetzung mit der V.
Asymmetrisch, die inneren Schamlippen größer als die äußeren, will die Installation ein realistisches Bild der Vulva jenseits von obskuren Idealen vermitteln.
Durch eine Beteiligung der Rezipienten wird die Installation zum Leben erweckt. Beim Betreten werden die Körper wie bei einer Umarmung umschlossen, der Rezipient spürt die Vulva, er kann sie anfassen. Die tastbaren Sinne werden stimuliert und die Fantasie angeregt. Form und Anatomie der Vulva können über alle Sinne wirken. Der Rezipient hat Gelegenheit sich mit der Vulva anzufreunden. Er geht durch sie hindurch, gelangt in das Innere der Vagina und setzt sich durch die von außen gegebene Stimulation nun mit sich, seinem inneren Gefühlsleben und seiner ganz persönlichen Beziehung zu seinem eigenen Geschlechtsorgan auseinander.
Die Einheit zwischen der raumgreifenden Installation und der in ihr stattfindenden Interaktion vermittelt eine selbstbestimmte Kunsterfahrung, bei der neue und so bisher nicht wahrgenommene Bilder im Kopf entstehen.
Diese Interaktion soll vor allem positive Emotionen freisetzen – fernab von falschen Schönheitsidealen, Scham und Porno-Assoziationen.
Durch diese Performance wird die Vulva in ihrem Dasein neu gewertet. Es wird ein künstlerisches Erlebnis geschaffen, das die Rezipienten zum Ursprung ihrer selbst und zum Ursprung der Welt führt.